Die Heimat des Amarone ist das Valpolicella-Gebiet in der Region Venetien im Nordosten Italiens. Nur wenige Kilometer von Verona und dem Gardasee entfernt, erstrecken sich die Weinberge des Valpolicella auf Höhen zwischen 150 und 500 Metern. Das milde Klima und die Nähe zum Gardasee bieten ideale Bedingungen für den Weinbau.

Schon die alten Römer schätzten die Weine aus dem Valpolicella. Zahlreiche Villen zeugen vom Interesse des Adels und Bürgertums an der Region. Heute werden im Valpolicella fünf DOC- und DOCG-Weine erzeugt, von denen der Amarone als der prestigeträchtigste gilt. Seit 1968 trägt er den Status einer kontrollierten Herkunftsbezeichnung (DOC), seit 2010 sogar die höchste italienische Qualitätsstufe DOCG (Denominazione di Origine Controllata e Garantita).

Herstellung: Das Geheimnis des Appassimento

Das Besondere am Amarone ist sein aufwändiges Herstellungsverfahren, das Appassimento genannt wird. Dabei werden die Trauben nach der Lese für mehrere Monate auf Holzgestellen oder in Kisten getrocknet. Durch den Wasserverlust konzentrieren sich Zucker, Säure und Aromen in den Beeren.

Beim Trocknen verlieren die Trauben bis zu 45% ihres Gewichts. Zurück bleiben praktisch Rosinen. Erst im Winter werden die rosinierten Trauben gekeltert. Die Gärung dauert sehr lange, oft bis zu 50 Tage. Danach reift der Wein mindestens zwei Jahre, Spitzengewächse sogar bis zu sechs Jahre in Eichenfässern.

Amarone passt hervorragend zu Schmorbraten, Wild und gereiftem Käse.

Für den Amarone werden hauptsächlich die regionalen Rebsorten Corvina, Corvinone und Rondinella verwendet. Die Aromen und der Charakter des Amarone werden vor allem von der Corvina-Traube geprägt. Eleganz, Duft und eine typische Pfeffernote sind ihre Markenzeichen. Durch den hohen Zuckergehalt der getrockneten Beeren erreicht der Amarone oft 15 bis 16 Volumenprozent Alkohol.

Geschmack: Kraft und Samtigkeit

Das Ergebnis des Appassimento sind Weine von enormer Konzentration und Komplexität. Amarone beeindruckt mit seiner tiefdunklen Farbe und intensiven Aromen von Dörrpflaume, Schokolade, Kräutern und Gewürzen. Am Gaumen verbindet sich die saftige Frucht mit samtigen Tanninen und einer feinen Bitternote im Abgang, die dem Amarone seinen Namen gibt – „amaro“ bedeutet „bitter“ auf Italienisch.

Für den Amarone Wein werden die Trauben vor der Kelterung getrocknet.
Das Besondere am Amarone ist sein aufwändiges Herstellungsverfahren, das Appassimento genannt wird. Dabei werden die Trauben nach der Lese für mehrere Monate auf Holzgestellen oder in Kisten getrocknet.

Dank seines vollen Körpers und der weichen Tannine ist Amarone ein idealer Begleiter zu kräftigen Gerichten. Er passt hervorragend zu Schmorbraten, Wild und gereiftem Käse. Aber auch solo ist der samtige Rotwein ein Genuss. Amarone ist ein Meditationswein, den man in Ruhe verkosten und genießen sollte.

Amarone heute: Zwischen Tradition und Innovation

Amarone erfreut sich weltweit wachsender Beliebtheit. Über 18 Millionen Flaschen werden jährlich produziert. Doch der Erfolg bringt auch Herausforderungen mit sich. Um mit dem Geschmack der Konsumenten Schritt zu halten, experimentieren viele Winzer mit neuen Methoden – von der Wiederentdeckung alter Rebsorten bis hin zum Ausbau in Barriques.

Gleichzeitig gibt es Stimmen, die vor einem Verlust der Identität warnen. Amarone muss kraftvoll und eigenständig bleiben. Nur so kann er seine Einzigartigkeit bewahren, mahnen traditionelle Winzer. Trotz aller Debatten sind sich Kritiker und Produzenten einig: Amarone hat das Potenzial, sich dauerhaft unter den grossen Rotweinen der Welt zu etablieren.

Tipps für den Kauf von Amarone

Beim Kauf eines Amarone sollte man auf einige Dinge achten, um ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis zu erzielen:

– Jahrgang: Gute Amarone-Jahrgänge der letzten Jahre sind 2018, 2017, 2016. Ältere Top-Jahrgänge wie 2009, 2001 oder 1997 sind rar und teuer.

– Qualitätsstufen: Amarone mit DOCG-Siegel stehen für garantierte Herkunft und Qualität. Noch höher ist die Qualität bei Amarone Riserva, die mindestens 4 Jahre gereift sind.

– Weingut: Renommierte Amarone-Produzenten wie Allegrini, Masi, Tedeschi, Tommasi oder Zenato bürgen für verlässliche Qualität. Aber auch weniger bekannte Weingüter können exzellente Amarone erzeugen.

– Lagerung und Reifung: Junge Amarone sollten noch einige Jahre reifen. Trinkreife Weine können je nach Jahrgang und Weingut 10-30 Jahre alt sein. Achten Sie auf eine fachgerechte Lagerung, am besten liegend bei konstant kühlen Temperaturen um 15°C.

– Preis: Für einen guten Amarone muss man mindestens 30-40 Franken einkalkulieren. Spitzenweine und alte Jahrgänge können schnell dreistellige Preise erreichen. Dafür erhält man einen komplexen, langlebigen Wein für besondere Anlässe.

Amarone della Valpolicella ist ein Wein der Superlative – kraftvoll, komplex und einzigartig. Ob modern oder traditionell ausgebaut, jung getrunken oder gereift – er fasziniert mit seiner Persönlichkeit und seinem Facettenreichtum. Amarone verkörpert italienische Weinkultur auf höchstem Niveau und wird Weinliebhaber noch lange begeistern.