Gin ist nicht gleich Gin – je nach Stil, Herkunft und verwendeten Botanicals zeigt sich eine faszinierende Vielfalt an Aromen. Wer die wichtigsten Gin Stile kennt, kann gezielter auswählen und bewusster geniessen. Dieser Überblick hilft Dir, die charakteristischen Merkmale und Unterschiede der beliebtesten Gin-Arten zu verstehen – von der Destillation bis zur Herkunft.
London Dry, Plymouth und Old Tom: Klassiker unter den Gin Stilen
Die traditionellen Gin Stile bieten eine solide Grundlage für das Verständnis der Kategorie. London Dry Gin ist besonders bekannt für seine trockene, klare Wacholdernote. Er darf keine zusätzlichen Aromen nach der Destillation enthalten, was ihn besonders puristisch macht. Plymouth Gin stammt ausschliesslich aus der gleichnamigen englischen Stadt und zeichnet sich durch eine weichere, erdigere Note aus. Old Tom Gin hingegen ist leicht gesüsst und erinnert geschmacklich an eine historische Variante, die besonders im 19. Jahrhundert beliebt war. Diese Klassiker definieren die Basis des Gin-Universums.

New Western & Contemporary Styles: Die moderne Vielfalt
Moderne Gin-Stile wie der New Western Dry Gin legen den Fokus weniger auf Wacholder und mehr auf ausgefallene Botanicals. Hier dominieren oft florale, fruchtige oder krautige Komponenten. Marken wie Hendrick’s mit Gurke und Rose oder Monkey 47 mit seinen zahlreichen Botanicals haben diese Stilrichtung populär gemacht. Die Abgrenzung zum klassischen London Dry besteht vor allem in der Aromagebung: Beim New Western Gin darf Wacholder zwar präsent sein, muss aber nicht dominieren. Diese Gins sind experimentierfreudig und ideal für kreative Cocktails.
Die Rolle der Botanicals: Von Wacholder bis Exoten
Botanicals sind das Herzstück jedes Gins. Pflicht ist nur der Wacholder, doch darüber hinaus bestimmen Wurzeln, Schalen, Blüten und Gewürze den Stil. Koriander, Angelikawurzel und Zitruszesten sind typische Begleiter. Moderne Gin-Stile integrieren zunehmend exotische Zutaten wie Lavendel, Pfeffer, Kardamom oder sogar Trüffel. Die Auswahl und Balance der Botanicals entscheidet darüber, ob ein Gin frisch, würzig, floral oder erdig schmeckt. Ihre Kombination ist das künstlerische Element der Gin-Herstellung und verleiht jedem Stil seinen einzigartigen Charakter.

Destillationstechniken: Wie die Herstellung den Stil prägt
Auch das Herstellungsverfahren beeinflusst den Gin-Stil erheblich. Beim klassischen Verfahren werden die Botanicals in Alkohol mazeriert und anschliessend destilliert. Eine Variante ist das Dampfinfusionsverfahren, bei dem die Dämpfe des Alkohols durch einen Korb mit Botanicals geleitet werden. Diese Methode bewahrt besonders feine Aromen. Zudem spielt die Zahl der Destillationsdurchgänge eine Rolle für die Reinheit und Weichheit des Endprodukts. Hochwertige Gins wie Sipsmith oder The Botanist setzen auf schonende Verfahren und kleine Chargen, um den individuellen Stil zu betonen.

Herkunftsregionen und ihr Einfluss auf den Gin-Stil
Obwohl Gin keine geschützte Herkunftsbezeichnung besitzt, beeinflussen regionale Traditionen und Zutaten den Stil. Englische Gins sind oft klassisch und wacholderbetont, während deutsche Gins häufig mit regionalen Botanicals wie Fichtennadeln oder Apfelblüten experimentieren. Mediterrane Varianten wie Gin Mare setzen auf Thymian, Oliven und Rosmarin, was ihnen ein südeuropäisches Flair verleiht. Auch skandinavische und asiatische Gins entwickeln zunehmend eigene Stilrichtungen, oft inspiriert durch lokale Flora und innovative Herstellungsverfahren.
