Wenn Du schon einmal eine Caipirinha geschlürft hast, kennst Du den charakteristischen Geschmack von Cachaça. Doch was unterscheidet diese brasilianische Spirituose eigentlich von ihrem karibischen Verwandten, dem Rum? Beide sind aus Zuckerrohr gewonnen, doch die Unterschiede sind grösser, als man auf den ersten Blick vermuten mag. Tauchen wir ein in die Welt dieser beiden faszinierenden Getränke und entdecken wir, was sie so einzigartig macht.

Der Ursprung: Vom Zuckerrohr zum Glas

Der wohl grundlegendste Unterschied zwischen Cachaça und Rum liegt in ihren Rohstoffen. Aber was genau macht den Unterschied aus?

  • Cachaça: Wird ausschliesslich aus frischem Zuckerrohrsaft hergestellt.
  • Rum: Entsteht hauptsächlich aus Melasse, einem Nebenprodukt der Zuckerherstellung.

Diese Wahl des Ausgangsmaterials beeinflusst massgeblich den Geschmack und die Charakteristik der jeweiligen Spirituose. Während Cachaça oft als frischer und grasiger beschrieben wird, tendiert Rum zu einem vollmundigeren, süsseren Profil.

Heimat und Gesetze: Brasilien vs. Karibik

Wusstest Du, dass Cachaça per Gesetz nur in Brasilien hergestellt werden darf? Ähnlich wie Champagner aus der gleichnamigen Region stammen muss, ist Cachaça ein geschützter Begriff für die brasilianische Zuckerrohrspirituose. Rum hingegen kann weltweit produziert werden, wobei die Karibik als traditionelles Herkunftsgebiet gilt.

In Brasilien gibt es schätzungsweise 40.000 Cachaça-Produzenten, von denen jedoch nur etwa 4.000 offiziell registriert sind. Die jährliche Produktion beläuft sich auf rund 1,3 Milliarden Liter. Zum Vergleich: Die weltweite Rum-Produktion liegt bei etwa 1,4 Milliarden Litern pro Jahr. Beeindruckende Zahlen, nicht wahr?

Vom Feld in die Flasche: Der Herstellungsprozess

Ernte und Pressung

Bei beiden Spirituosen beginnt alles mit der Zuckerrohrernte. Doch während für Cachaça das frisch gepresste Zuckerrohr direkt weiterverarbeitet wird, durchläuft das Rohmaterial für Rum zunächst den Prozess der Zuckergewinnung.

Zuckerrohrernte in Brasilien.
Frisch geerntetes Zuckerrohr.

Gärung und Destillation

  • Cachaça: Die Gärung des frischen Zuckerrohrsaftes erfolgt oft in offenen Gärbottichen, was zu einer schnelleren Fermentation führt. Die anschliessende Destillation findet häufig in kleinen Kupferbrennblasen statt.
  • Rum: Die Melasse wird mit Wasser und Hefe versetzt und in geschlossenen Tanks vergoren. Die Destillation erfolgt meist in grossen Säulen.

Interessanterweise darf Cachaça nur auf maximal 48% vol. destilliert werden, während es für Rum keine solche Obergrenze gibt. Könnte dies ein Grund für den oft milderen Geschmack von Cachaça sein?

Image und Wahrnehmung: Vom Arme-Leute-Schnaps zum Luxusprodukt?

Historisch betrachtet hatte Cachaça lange Zeit den Ruf eines „Arme-Leute-Getränks“ in Brasilien. In den letzten Jahrzehnten hat sich dieses Image jedoch stark gewandelt. Heute gibt es hochwertige, in Eichenfässern gereifte Cachaças, die mit Premium-Rums durchaus mithalten können.

Rum hingegen geniesst seit langem ein eher positives Image, assoziiert mit karibischem Lebensgefühl und Piratenabenteuer. Aber ist dieses Image gerechtfertigt? Oder ist es nur cleveres Marketing?

Eine Flasche Rum neben einem Glas gefüllt mir Rum.
Rum geniesst seit langem ein eher positives Image, assoziiert mit karibischem Lebensgefühl und Piratenabenteuer.

Meiner Meinung nach haben beide Spirituosen ihre Berechtigung und ihren eigenen Charme. Während ein gut gereifter Rum perfekt für den gemütlichen Abend am Kamin ist, bringt eine frische Cachaça in einer Caipirinha sofort Urlaubsstimmung. Es kommt eben immer auf den Kontext an, nicht wahr?

Bekannte Marken: Von Traditionalisten und Neueinsteigern

Zum Abschluss stellen wir Dir noch einige bekannte Marken vor:

Cachaça:

  • Ypióca
  • Pitú
  • Velho Barreiro
  • Leblon (eine neuere, auf den internationalen Markt ausgerichtete Marke)

Rum:

  • Bacardi
  • Havana Club
  • Mount Gay
  • Zacapa (ein Beispiel für Premium-Rum)

Fazit: Zwei Seiten derselben Medaille?

Cachaça und Rum mögen auf den ersten Blick ähnlich erscheinen, doch wie wir gesehen haben, gibt es faszinierende Unterschiede in Herstellung, Geschmack und Kultur. Ob Du nun ein Fan der brasilianischen Lebensfreude oder der karibischen Gelassenheit bist – beide Spirituosen haben ihren ganz eigenen Charme.

Vielleicht ist es an der Zeit, beide einmal im direkten Vergleich zu probieren? Aber Vorsicht: Bei aller Begeisterung für diese faszinierenden Getränke solltest Du natürlich immer verantwortungsvoll geniessen.

Prost! Oder wie man in Brasilien sagen würde: Saúde!

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