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Samstag, April 20, 2024
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Erich’s Dröhnung und anderes über die Geschichte des Kaffees

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Kaffee ist heute das Lieblingsgetränk der Deutschen und Schweizer. Pro Kopf wurden im vergangenen Jahr in Deutschland 162 Liter Kaffee getrunken, das ist mehr als Mineralwasser (143,5 l) oder Bier (107 l). Doch war Kaffee immer schon so beliebt? Was sind Kaffeeschnüffler? Und wieso wirkt „Erichs Dröhnung“ bis heute? Ein Vergleich von Vergangenheit und Gegenwart zeigt spannende und teilweise unbekannte Facetten des Kaffees.

Kaffee galt früher als Heilmittel. Bis ins 12./13. Jahrhundert wurden die wertvollen Bohnen hauptsächlich zu Heilzwecken angebaut. In Europa kam das Getränk im 17./18. Jahrhundert in Mode und wurde anfangs vor allem in Apotheken verkauft – denn auch hier wurde Kaffee als Arzneimittel gesehen. Erst später entdeckten die Menschen auch die genussvollen Seiten des Kaffees.

Und heute? Kaffee wird aus Genuss und wegen seines besonderen Geschmacks und Aromas getrunken. Allerdings zeigt die Gegenwart: Kaffee und Gesundheit scheinen tatsächlich gut zusammen zu passen. Zahlreiche aktuelle wissenschaftliche Studien deuten darauf hin, dass der Genuss von Kaffee positive gesundheitliche Wirkungen haben kann, zum Beispiel bei Alzheimer oder Diabetes.

Kaffee und Handel

Nicht jeder durfte früher Kaffee anbauen oder damit handeln. Die arabische Welt, in der Kaffee zuerst Fuss fasste, hat ihr Kaffeeanbau- und Handelsmonopol streng gehütet. So wurden beispielsweise rohe Kaffeebohnen mit heißem Wasser übergossen, damit sie nicht keimen konnten. So war auch kein Handelspartner in der Lage, selbst Kaffee anzubauen. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg: Im 16. und 17. Jahrhundert entwendeten die Niederländer Kaffeesträucher und pflanzten sie in ihren Kolonien an. Im Lauf des 18. Jahrhunderts breitete sich Kaffee immer weiter aus und wurde schliesslich rund um den Erdball angebaut.

Heute sind über 25 Millionen Menschen weltweit mit Anbau, Verarbeitung und Handel von Kaffee beschäftigt. 150 Millionen Sack Kaffee à 60 Kilo werden durchschnittlich pro Jahr geerntet.

Kaffee und Staat

Von der fortschreitenden Beliebtheit des Kaffees wollte früher schon der Staat profitieren – und zwar bereits vor über 200 Jahren. Friedrich der Grosse führte 1781 ein staatliches Kaffeemonopol ein und verhängte auch gleich einen „Brennzwang“. Damit war das Rösten von Kaffee nur noch in staatlichen Röstereien erlaubt. Privatleute – sofern sie sich diesen Luxus überhaupt leisten konnten – durften weder Kaffeebohnen besitzen, noch selbst welche rösten. Um zu überprüfen, ob sich die Bürger auch an das Gesetz hielten, setzte Friedrich der Grosse sogenannte „Kaffeeschnüffler“ ein. Sie sollten am Röstgeruch unfolgsame Bürger entlarven.

Heute ist das Interesse des Staates am Kaffeekonsum der Bürger nach wie vor groß. Im Jahr 2014 sorgte die Kaffeesteuer in Deutschland für Einnahmen von über einer Milliarde Euro.

Kaffeehäuser und Coffeeshops

Wer hätte es gedacht? Im Juli 1789 sprang der Rechtsanwalt Camille Desmoulins im Café du Foy im Pariser Palais Royal auf einen Tisch und rief zum Kampf gegen die Aristokratie und für „Freiheit und Gleichheit“ auf. Kaffeehäuser waren früher Treffpunkte für Debatten und Diskussion – und manchmal auch eine Revolution.

Heute sind Kaffeehäuser, Cafés und Coffeeshops in Europa eher unpolitisch. In den knapp 2.200 Coffeeshops und Coffeebars in Deutschland steht der Genuss im Vordergrund und nicht die politische Auseinandersetzung. Kaffee ist zu einem Lifestyle-Getränk geworden, das unabhängig von Ort und Zeit getrunken wird, in kalten oder warmen Varianten.

Kaffee im Sozialismus

Ende der 1970er Jahre spürte der damalige DDR Staatschef Erich Honecker, dass beim Kaffee für die meisten Bürger der Spass aufhört. In der DDR war reiner Röstkaffee schier unerschwinglich.

Schliesslich führte die Parteiführung einen Mix aus Kaffee und Getreide, Zuckerrüben und Erbsen ein. Dieser Kaffeeersatz schmeckte den Bürgern überhaupt nicht und wurde in Anlehnung an westdeutsche Produkte als „Erichs Dröhnung“ verschmäht. Die Unzufriedenheit der Bürger wurde sogar offen geäußert, ein Volksaufstand drohte. Schnell suchte die Politik nach Abhilfe und kaufte im Ausland Kaffee ein. Um langfristig den Mangel an Kaffee abzustellen, sollte das sozialistische Bruderland Vietnam Kaffee anbauen.

Heute ist Vietnam tatsächlich ein bedeutendes Kaffeeanbauland, knapp ein Viertel der Welternte stammt aus dem asiatischen Land. Und einen Kaffeemix muss übrigens auch niemand mehr trinken, egal ob in Ost oder West. Beim beliebtesten Getränk Deutschlands gilt ein „Reinheitsgebot“: Wo Kaffee draufsteht, darf auch nur reiner Kaffee enthalten sein.

Quelle: Deutscher Kaffeeverband

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